Ich war mit einer Blindenführung auf der Venus und es war großartig

Ich war mit einer Blindenführung auf der Venus und es war großartig

Die Erotikmesse ist um Welten besser, wenn man dort nichts sieht.
 

Bayreuth hat die Festspiele, Frankfurt die Buchmesse und Berlin die Venus. Es ist jedes Mal irgendwie das Gleiche, trotzdem für viele ein Pflichttermin. Die Mischung aus silikonoptimierten Pornosternchen und Männern, die mit gezückten Kameras zwischen ihnen und Gummivaginen wandern, hört auch nach Jahren nicht auf zu faszinieren. So ähnlich wie eine alte Socke fasziniert, die man irgendwo in einer Zimmerecke findet: Man weiß eigentlich ganz genau, was passiert, wenn man dran riecht, kann es aber trotzdem nicht lassen.

Ich war noch nie da und ich bin zwiegespalten. Einerseits stelle ich mir pubertierende Jungsgruppen eher als Venus-Zielgruppe vor als mich, eine 29-Jährige. Andererseits hatte ich schon immer ein Ding für Superlative: Deutschlands größte Erotikmesse! 250 Aussteller! 30.000 Besucher! (Die bereit sind, 35 Euro für die Karte hinzublättern). In diesem Jahr feiert die Venus ihren 20. Geburtstag. Wie auch immer man es dreht: Diese Messe gehört zu Berlin, zu Deutschland, zum Menschen.

Und dann kam auch noch eine E-Mail mit einem Angebot: Venus und der ABSV (das ist der Allgemeiner Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin) bieten zum ersten Mal Führungen für Sehbehinderte an. Programmpunkte, unter anderem: sexy Kurzgeschichten, erotische Schokolade und "Produktion eines erotischen Holzspielzeugs". Das hört sich doch bedeutend besser an als Penispumpen, Dildo-Liveshows und Autogrammstunde mit Micaela Schäfer. Wenn ich die Führung mit geschlossenen Augen mitmache, kann ich vielleicht die Venus erleben, ohne in die menschlichen Abgründe zu blicken?

 

 

Foto: Grey Hutton

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