Gestatten, der meistgehasste Mann des Internets

Gestatten, der meistgehasste Mann des Internets

Hunter Moore lebt von Rache: Anonyme Nutzer schickten ihm Nacktaufnahmen ihrer Ex-Partner, er stellte die Fotos inklusive eines Screenshots vom Facebook-Profil auf seine Seite. Dann gab sich Moore geläutert - doch nach einer kurzen Auszeit ist er wieder zurück. Ein Treffen

Der meistgehasste Mann des Internets zeigt seine besten Manieren: "Ist dir kalt? Brauchst du etwas zu trinken?", fragt Hunter Moore, 26. "Eine Zigarette?" Er würde ja auch Kokain anbieten, aber das wäre taktlos, richtig? Richtig. "Dann muss ich dich leider kurz allein lassen", sagt er und wankt in Richtung Toilette. "Verzeih. Das pure Böse hat eine Kleinmädchenblase."

"Das pure Böse" war der Slogan von Moores Seite isanyoneup.com, einer sogenannten Racheporn-Plattform. In den 16 Monaten, in denen sie existierte, konnten User dort anonym Nacktaufnahmen von ihren Ex-Partnern hochstellen - oder von jedem, gegen den sie einen Zahn hatten.

Täglich entdeckten 15 bis 30 Menschen ihre sexy MMS im Internet wieder, ihre Sex-Schnappschüsse oder die teuren Aktbilder, die sie zu Weihnachten verschenkt hatten. Inklusive des Screenshots ihres Facebook-Profils. Verklagen konnte man Moore nicht - nach amerikanischem Gesetz ist ein Betreiber einer Seite bisher nicht für deren Inhalt verantwortlich. Vor allem junge Frauen fanden ihre intimsten Momente in die Ewigkeit der Google-Suche gemeißelt, darunter eine Lehrerin, die daraufhin ihren Job verlor, Kleinwüchsige und eine Frau im Rollstuhl.

Magazine wie der "Rolling Stone" und "VICE" prägten daraufhin die Bezeichnung "The Most Hated Man On The Internet". Moore erzählt es, als sei ihm der Pulitzerpreis verliehen worden. Facebook verbannte ihn auf lebenslänglich. Musiker weigerten sich, auf Festivals zu spielen, die er besuchte. Er bekam Morddrohungen. Eine Frau, deren Fotos er nicht von der Seite nehmen wollte, stand eines Tages vor seiner Tür und rammte ihm einen Kugelschreiber in die Schulter. "Keine Frage: Ich habe es verdient", sagt er. "Ich bin ein Depp. Aber ich bin auch ein verdammtes Genie." An "guten Tagen" hätten 350.000 Nutzer seine Seite besucht, prahlt er.

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