"Jeder ist für seinen Orgasmus selbst verantwortlich"

"Jeder ist für seinen Orgasmus selbst verantwortlich"

Erregung ist angeboren, gute Sexualität nicht, sagt die Sexologin Ann-Marlene Henning. Guten Sex müssen wir erst lernen – zuallererst mit uns selbst.

SPIEGEL ONLINE: Frau Henning, ihr Buch heißt "Mach Liebe!" genannt. Wenn Sie mit Ihren Klienten über ihr Sexleben reden, sprechen Sie da auch von "Liebe machen"?

Henning: Nein, das ist den meisten zu seicht. In Bezug auf Geschlechtsverkehr sage ich meistens "Sex haben". Aber das ist unterschiedlich. Irgendwann im Gespräch muss man sich mit dem Klienten auf einen Begriff einigen. Am schwierigsten ist es, ein Wort für die weiblichen Geschlechtsorgane zu finden.

SPIEGEL ONLINE: Was sagen Sie dazu?

Henning: Da gibt es in der Tat kein gutes Wort. Die meisten Bezeichnungen sind entweder zu niedlich, zu kleinmädchenhaft oder zu grob. In vielen Sprachen ist das weibliche Geschlecht das schlimmste Schimpfwort, vielleicht weil die Lust der Frau und weibliche Leidenschaft Tabus waren und für einige immer noch mit großer Angst verbunden sind. In der Fachliteratur heißt das innere weibliche Geschlecht Vagina, das außen sichtbare Vulva. Aber das ist im Gespräch zu medizinisch. Heute wird manchmal der Begriff "Yoni" aus dem Tantra verwendet, aber persönlich mag ich das Wort nicht. Ist mir zu esoterisch.

SPIEGEL ONLINE: Was also dann?

Henning: Ich frage die Frauen: Wie wollen wir es denn nennen? Viele reagieren verschämt. Anders als die Jungs, die ihren Penis von Natur aus die ganze Zeit sehen, beschäftigen sich die Mädchen wenig mit ihrem Geschlecht. Von klein auf bekommen sie gesagt: Fass da nicht hin, hör auf, dich dort zu kratzen, schlag deine Beine übereinander. Und so schauen viele Frauen weg. Sie sprechen wenig darüber, und haben auch wenig Ahnung von ihrem Innenleben.

 
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