Gefeiert und Verboten
Am Ende der Tour sind alle müde. In den vergangenen acht Wochen spielte die russische Punkband Pornofilmy 27 Konzerte, in Moskau, St. Petersburg oder Wladiwostok. In jeder Stadt blickte Sänger Wladimir Kotljarow, 31, in ein Meer aus Hunderten Menschen, die tanzten, pogten, weinten. An diesem Aprilabend spielen sie in Nischni Nowgorod, einer Millionenstadt an der Wolga, es ist ihre letzte Station.
Pornofilmy, Betonung auf der vorletzten Silbe, Por-no-FIL-my, bedeutet auf Deutsch Pornofilme, die Musik klingt ein bisschen wie eine Mischung aus The Offspring und Bad Religion. Die Band, das sind ein Bassist, zwei Gitarristen, ein Schlagzeuger und Sänger Wladimir. Der Jüngste ist 26, der Älteste 35 Jahre alt. Alle leben vegan, trinken keinen Alkohol und nehmen keine Drogen. "Wir würden unsere Touren sonst nicht durchhalten", sagt Wladimir.
Es ist zwölf Uhr mittags, die Band kam vor wenigen Stunden mit dem Nachtzug in Nischni Nowgorod an, und Wladimir trinkt einen Kaffee, um wach zu werden. Die Stadt galt zu Sowjetzeiten wegen ihrer Automobilfabriken als das russische Detroit, trotzdem findet man in der Innenstadt bunte Holzhäuser und eine altrussische Zitadelle. "Noch vor ein paar Jahren hätte ich niemals geglaubt, dass so viele Menschen russischsprachigen Punkrock hören und zu unseren Konzerten kommen wollen", sagt Wladimir. Doch es hat sich viel verändert in Russland.